Mit großer Spannung waren die Neuerungen beim ECHO erwartet worden. Auch von mir. Also auf nach Berlin. Was ich bei der Gala erlebte, war dann allerdings sehr enttäuschend.

Der Ticketpreis: Ich habe rund 150€ bezahlt, rund 50€ mehr als im Vorjahr.

Dann gleich zu Beginn der Show großes Pech für die Veranstalter, für das sie nichts können: Wegen eines Verkehrsunfalls auf einer Zufahrtsstraße zur Messe kamen Künstler, Promis und Gäste teilweise zu spät. Die Show konnte nicht um 20 Uhr beginnen, sondern erst kurz nach 21 Uhr.

Da erwies es sich als Glück, dass es keine Live-TV-Übertragung gab, sondern zeitversetzt einen Tag später auf VOX gesendet wurde. Was im Vorfeld nie thematisiert wurde: Ein Privat-Sender wie VOX tut sich auch deshalb schwer mit Live-Sendungen, weil ja irgendwie die Werbeblöcke zwischen die Showteile müssen. Bei live hätten sich die Besucher und Gäste in der Messe die Commercials anschauen müssen.

Der Aufbau in der Halle war anders als in den Vorjahren. Ganz vorne die Bühne mit Steg. Dann Tische für die Nominierten und VIPs, an denen vor der Show ein Dinner serviert wurde. Daran schlossen sich die Tribünenplätze an. Ich hatte einen Sitz fast ganz oben und damit einen hervorragenden Überblick.

Die Bühne war weit weg und für die Besucher in der Halle schlecht ausgeleuchtet. Viele Künstler traten gefühlt im Dunklen auf. Im Fernsehen wird das anders aussehen. Ein optimales Licht für Filmaufnahmen ist nicht unbedingt ein gutes Licht für eine Live-Show.

Links und rechts von der Bühne waren zwei Videowände für die Einspieler und die Übertragung der Live-Auftritte. Für die Tribünenbesucher waren die Videowalls zu weit weg und zu klein. Hier hätten zwei weitere Bildschirme Abhilfe schaffen können.

Die moderierenden Gastgeber

Ich hatte mich sehr auf Sasha und Xavier Naidoo gefreut. Mit Schrecken erinnere ich mich nämlich an die peinliche Moderation von Oliver Pocher vor einigen Jahren. Oder das Durcheinander als Helene Fischer moderierte, auftrat, Echos in Empfang nahm und welche vergab. Die Idee, 2017 Künstler für Künstler moderieren zu lassen, fand ich also grundsätzlich gut. Die Veranstalter nannten die beiden auch nicht Moderatoren, sondern Gastgeber. Sasha und Xavier Naidoo mühten sich allerdings von Ansage zu Ansage. Die Gags gingen daneben, wirkten einstudiert und zündeten nicht beim Publikum. Gut waren die beiden, wenn sie das taten, was sie können: Singen. Ihre Hommage an die im letzten Jahr verstorbenen Kollegen war Gänsehaut pur.

Die Live-Acts

Rag’n’Bone Man war der Abräumer, auch Beth Ditto punktete. Gelungen: Die Premiere von „Unter den Wolken“ mit den Toten Hosen. Höhepunkt: Westernhagen mit „Freiheit“. Störend für die Besucher der Veranstaltung war, dass immer während der Live-Acts die Kellnerinnen und Kellner in Scharen zu den Tischen eilten, um leere Flaschen auszutauschen und Bestellungen anzunehmen. Auch für die Künstler auf der Bühne ist es kein schönes Gefühl gegen das Geklirre und Gerenne davor anzusingen.

Die Nominierungen und Echo-Vergaben

Mal wurden die Nominierten von den Moderatoren angekündigt, mal kam direkt nach dem Einspieler auf der Videowand der Name des Gewinners. Laudatoren gab es nur selten. Ein System war nicht erkennbar. Die Kategorien „Künstlerin international“ und „Band international“ wurden überhaupt nicht erwähnt. Hat man Sia und Metallica als Gewinner schlichtweg vergessen?

Die Länge der Veranstaltung

Da wir mit der erwähnten Verspätung von über einer Stunde begannen, hatte ich die Befürchtung, dass die Show bis nach Mitternacht dauern würde. Umso überraschter war ich, dass um 23 Uhr Schluss war. Zwei Stunden für eine Award-Show – das ist sehr kurz. Es erklärt aber, warum der Ablauf der Programmteile so lustlos aneinandergesetzt wirkte. Es sollte schnell gehen.

Einer muss den Job ja machen…

Udo Lindenberg: Der Panik-Präsident bekam die wichtigsten Echos als „Künstler Pop National“ und für das „Album des Jahres“. Auch seine Produzenten bekamen eine Auszeichnung. Damit konnte er als erfolgreichster Künstler des Abends nach Hause fahren. Nicht, ohne vorher seinen Song „Einer muss den Job ja machen“ zu performen.

Gutes Stichwort! „Einer muss den Job ja machen“. Auch den Job, eine ordentliche Gala zur Verleihung des wichtigsten deutschen Musikpreises auf die Beine zu stellen. Die Version 2017 ging jedenfalls ordentlich daneben.