Den folgenden Text habe ich zum 60. Geburtstag von Gerald am 13.12.2014 geschrieben:
Januar 1977. Meine Leistungen in der Schule sind bescheiden. Musik und Sport interessieren mich mehr als Mathe und Latein. Es gibt fast keinen Tag der Woche, an dem ich nicht Volleyball spiele – entweder in der Schule oder beim TSV Friedberg. Unsere Vereinsmannschaft ist gut und spielt um die Qualifikation für die schwäbische Meisterschaft.
Bei der Friedberger Allgemeinen gibt es seit ein paar Wochen einen neuen Volontär, (gede) ist sein Kürzel. Der interessiert sich auch für Sport und so kommt es, dass er zu einem Termin geschickt wird, bei dem junge, aufstrebende Volleyballer aus Friedberg um die Qualifikation für die schwäbische Meisterschaft spielen.
Ab jetzt gibt es zwei Varianten der Geschichte. Die eine erzähle ich, die andere muss euch der Gerald selbst erzählen. Im Laufe der vielen Jahre, die wir uns nun schon kennen, hat – glaube ich – jeder von uns seine Variante vorangetrieben, unwesentliches weggelassen und die eine oder andere Nuance stark hervorgehoben.
Meine Kurz-Version: Also, der Volontär hatte nur wenig Ahnung von Volleyball und wandte sich an den Spieler mit der Nummer 7, um sich die eine oder andere Regel erklären zu lassen 😉 Heraus kam ein passabler Zwei-Spalter mit der Überschrift „Volleyballer qualifizieren sich für die schwäbischen Titelkämpfe“. Dazu zwei Fotos, Autor „Drews“. Auf dem Mannschaftsfoto rechts außen zu sehen: Ein sehr schlanker Spieler mit dem Namen Werner Lengenfelder und der „7“ auf der linken Brust des Trikots.
Während Gerald seine neuen Erkenntnisse über die Sportart Volleyball notierte, erzählte er, dass die Friedberger Allgemeine immer auf der Suche nach schreibendem Nachwuchs sei und fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, mal einen Artikel zu verfassen. Was ich dann auch prompt tat. Am Anfang waren es kleine Veranstaltungsmeldungen, die noch mit dem Kürzel (oh) erschienen sind. Bei den vielen (oh) in der Zeitung fragte ich mich, welcher Mitarbeiter sich dahinter verbirgt und wie viel Geld der wohl einstreichen würde.
Kurz danach bekam ich dann aber mein eigenes Kürzel (wele) und auch Honorar. So verdiente ich für einen Schüler nicht schlecht, hatte aber noch weniger Zeit, mich dem Unterricht und den Hausaufgaben zu widmen.
Trotz zwei Ehrenrunden, eines bösen Briefes des Direktors und der Einschaltung des Kultusministeriums ist aus mir etwas geworden. Der damalige Volontär Gerald Drews hat den Anstoß zu meiner erfolgreichen journalistischen Karriere gegeben. Unsere Wege haben sich noch oft gekreuzt, unter anderem bei Weltbild, Radio RT.1 und der Agentur image.
Danke, Gerald – für 37 Jahre Freundschaft!
Werner G. Lengenfelder
P.S. Meine heutige Partnerin Maria lernte ich rund 16 Jahre nach der ersten Begegnung mit Gerald kennen. Unsere Männerfreundschaft war ihr mehr als suspekt… O-Text Maria: „Als ich Werner vor 21 Jahren kennen gelernt habe, habe ich es als sehr seltsam empfunden, dass er jeden Tag mit Gerald telefoniert hat. Da war ich doch sehr gespannt, wer denn dieser Gerald ist. Unter Frauen kennt man das ja, aber dass zwei Männer jeden Tag telefonieren?“