Unsere Beziehung begann mit einem lauten Knall. Wir schreiben den 7. April 1979 und Udo Lindenberg ist mit seiner „Dröhnland-Symphonie“ auf Tournee. Inszeniert hat das Rock’n’Roll-Spektakel Peter Zadek, Produktionskosten rund 1,3 Millionen D-Mark. Über 90.000 Besucher hatte die Show bei den ersten 15 Terminen. Augsburg stand bei der Fortsetzung der Tour an fünfzehnter Stelle, drei Termine sollte es danach noch geben.

Kurz nach 18 Uhr. Die Bühne in der Augsburger Sporthalle ist fast komplett aufgebaut. Dann der Knall. Eine Scheinwerferkette gerät in sieben Metern Höhe aus der Balance und schwankt. Die Stahlgestelle, die die Traverse mit den Lampen links und rechts halten, knicken ein und fallen auf die Bühne. Ein Boxenturm der P.A.-Anlage wird mitgerissen. Zum Glück passiert den Technikern und Bühnenarbeitern nichts. Nach kurzer Diskussion steht fest: Der Schaden ist zu groß, die Sicherheit nicht gewährleistet. Das Konzert muss ausfallen. Auch die Bemühungen des Veranstalters, die Show am folgenden Tag nachzuholen, scheitern. Das war also mein erstes Udo Lindenberg-Konzert…

Ein Jahr später sitze ich im Herbst in derselben Sporthalle mit Helen Schneider in der Garderobe oder besser gesagt Umkleidekabine – schließlich wird hier ja hauptsächlich Sport getrieben, da ist die Ausstattung nicht so luxuriös. Udo hat gerade den Film „Panische Zeiten“ produziert. Helen Schneider hat er in New York entdeckt, er nimmt sie mit auf Tour und singt gemeinsam eine mitreißende Ballade: „Baby, wenn ich down bin.“ Die attraktive Sängerin darf den Detektiv Coolman aufbauen, wenn er mal durchhängt. Mein zweites Udo-Konzert hinterlässt bleibende Eindrücke, an denen Helen Schneider großen Anteil hat…

Die nächste Begegnung mit Udo ist 1983. Im Interview sagt er „Ich fühl‘ mich als eine Art Daniel Düsentrieb. Ich habe den Weg gefunden, deutsche Sprache für Rockmusik populär zu machen. Nach der Nazisauerei hat’s Deutschland die Sprache verschlagen. Meine Songs ergeben unter dem Strich eine oppositionelle Haltung in Sachen Rüstung.“ Die neue Show und das neue Album heißen „Odyssee“. Auch der „Sonderzug nach Pankow“ gehört zum Programm. Er tourt nun mit Gianna Nannini.

Zeitsprung: 2. Dezember 2011, Paradiespark Jena. 50.000 Besucher kommen zur Veranstaltung „Rock’n’Roll Arena Jena – Für die bunte Republik Deutschland“, um gegen rechte Gesinnungen zu rocken. Innerhalb von zwei Wochen wird das Festival aus dem Boden gestampft. Neben Udo treten Peter Maffay, Silly, Clueso, Julia Neigel und Toni Krahl auf.

Knapp fünf Jahre sind seit diesem Tag vergangen. Es wurde meine intensivste Zeit mit dem Panik-Rocker. Ich habe Udo oft interviewt, bei vielen Aktionen begleitet und war zuletzt auf Kreuzfahrt mit dem „Rockliner 4“ dabei. Mit der Fotokamera habe ich viele berauschende Augenblicke bei unzähligen Konzerten in Hallen und Stadien festgehalten und er hat für meine Ausstellung sogar ein großformatiges Portrait signiert und mit dem Motto „Never too old to Rock’n’Roll“ versehen. Danke, Udo! Rock on!